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Februar
2013

 
Der WE 555 und seine Entwicklungsgeschichte

Der Druckkammertreiber mit der Bezeichnung WE 555 von Western Electric wurde ab etwa 1926 entwickelt und ab 1928 in Kinos an Hornlautsprechern zur Übermittlung von Musik und Sprache synchron zur Filmspur eingeführt. Es war die Geburtsstunde des Tonfilms und Kinos in Stadt und Land konnten fortan nur mit der Einführung dieser sensationellen Neuerung bestehen. Diese auch durch viele Patentanmeldungen abgesicherte Erfindungen machten Kinoton zu einem lukrativen Geschäftszweig der damals schon fast als Multikonzern anzusehenden Großunternehmung Western Electric.

Die unbeschränkte finanzielle Mittelausstattung, die große Zahl brillanter, eng verzahnt arbeitender Ingenieure, die Bereitschaft mit diesen optimalen Voraussetzungen alles wirklich zu Ende zu entwickeln, machte das Mysterium Western Electric aus.

In Europa hatte im Bereich Kinoton bis in die 1960er Jahre hinein nur eine Firma ähnliche Marktbedeutung – Klangfilm. Im Internet findet man hinreichend Informationen über die Anfänge dieser Entwicklung, die konkurrierenden Unternehmen und deren vertragliche Einigung im sog. Pariser Tonfilmfrieden
von 1930.

Wikipedia weiss dazu:

Der Pariser Tonfilmfrieden bezeichnet die Vereinbarung die zwischen den beiden Weltmarktführen und Konkurrenten am Tonfilmmarkt der 1930er Jahre, der US-amerikanischen Western Electric und der holländisch-deutschen Küchenmeister-Tobis-Klangfilm-Gruppe getroffen wurde. Die beiden Kontrahenten vereinten zu diesem Zeitpunkt bereits zahlreiche Patente zur Tonfilmaufnahme und -wiedergabe. Durch dieses Abkommen über den Austausch von Patentrechten sollte die Kontrolle der beiden Unternehmen über einen möglichst großen Teil des Tonfilmmarkts gewährleistet werden.

Wenn man die Entwicklungen dieser Zeit auch als Geburtsstunde der modernen Hifidelity begreift, wenn man auch die eigenständige Faszination der “elektrischen Entschlüsselung“ der Tonkonserve Schallplatte über alte, gute technische Hilfsmittel versteht und über deren Qualitäten immer wieder verblüfft ist, dann erschliesst sich leicht, warum gerade in den letzten Jahren das Sammeln solch alter Technik für manchen zur Leidenschaft wurde und für andere der Besitz der heute nachgefertigten Replikate, z.B. von Line Magnetic, eine gangbare Brücke ist, sich diesen verlorenen Qualitäten überhaupt nähern zu können.

Der hier in Übersetzung eingestellte Artikel zu diesem Thema kommt aus dem Lautsprecherbuch von Jean Hiraga, veröffentlicht im Jahr 1981 bei Edition Fréquences in Paris. Er beschreibt, was den WE 555 in seiner Art so einmalig macht, zeigt auch, wie schwer es bleiben wird, diesem Baumuster etwas “Besseres“ entgegenzustellen, auch dass es nicht leicht ist, selbst dem Original aufs Jota gleich zu sein. Dieses gilt für Originale untereinander so sehr wie für die
zunehmende Zahl der sehr gut gemachten Replikate. Line Magnetic und andere Hersteller verneigen sich vor dieser Leistung und den Produkten. Anbieter, die es aber nicht zumindest so ähnlich machen, finden wie immer wohlfeile Worte für Ihre gefundenen Neuerungen und vermeintlichen Verbesserungen – sei's drum. Ein besonders interessanter Satz in diesem Artikel geht so:

Die grundsätzliche Auslegung aus dem Jahre 1928 war so ausgefeilt, dass auch spätere rechnergestützte Simulationen immer wieder zu Ergebnissen führten, die betr. Abmessungen, Gewicht, Nachgiebigkeit, optimalem Durchmesser und Rauminhalt erstaunlich nahe am 555 W lagen.


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