Übersetzung
aus
dem Editorial
der Publikation
DIAPASON

Autor
Jean Marie Piel






















































Inhalt



 
Der verborgene Schlüssel zum musikalischen Klang

Mit Mikroentladungen (MDI = Microdécharges d' interface) will zum erstenmal eine wissenschaftliche Theorie Phänomene erklaren, die ebenso häufig wie hörbar, aber bis jetzt unerklärt, die musikalische Wiedergabe stören. Diese Theorie hat ein Ingenieur der EDF (Electricite de France) erarbeitet.

Die Entdeckungen von Pierre Johannet verdienen unser größtes Interesse, weil sie dem Gebiet der HiFi-Technik in den nächsten 10 Jahren eine enormen Fortschritt versprechen. Es ist ein musikbegeisterter Ingenieur, der uns in seinem Labor (Centre de recherce EDF de Clamart) empfängt, er strahlt die bewußte Bescheidenheit eines Mannes aus, der weiß, was er gefunden hat und wieviel noch zu erforschen bleibt. Obwohl er sein Leben über Elektrizität gearbeitet hat, speziell über ihr Verhalten in Kabeln, wirkt er alles andere als dogmatisch. Er drückt sich einfach und humorvoll aus, ganz ohne den doktoralen und esoterischen Ton vieler Hi-Fi-Gurus. Denen ist er übrigens suspekt, die Klarheit mit denen seine Theorien ein Gebiet ausleuchten, das sie für ihr eigenes Revier halten, mag ihnen gefährlich scheinen.

Wir stellen die Theorie der Mikroentladungen noch einmal kurz dar, weitere Ausführungen finden sich in "Diapason" Nr 435, Seite 131: Sie beruht auf zwei grundlegenden Ideen. Erstens: In jedem Bauteil, das von einer elektrischen Welle durchströmt wird, entstehen zwischen Leiter und Isolator Mikroentladungen sehr hoher Frequenz (in der Gegend von 30 Ghz !). Zweitens: Diese Mikroentladungen sind in hohem Maße verantwortlich für die Klangunterschiede von Bauteilen, seien es Kabel, Widerstände oder Kondensatoren mit identischen Werten, seien es Steckverbindungen oder gar komplette Geräte, die sich bei den üblichen Messungen als identisch präsentieren.

Das Verständnis dieser Mikroentladungen also soll der Schlüssel zum Geheimnis der unterschiedlichen musikalischen Qualitäten aller Komponenten sein, auch so banaler Dinge wie Steckdosen und Spikes. Hier stellt sich natürlich die Frage, wieso Frequenzen in diesem extrem hohen Bereich hörbare Auswirkungen haben können? Johannet meint, daß diese hochfrequenten Störungen die Funktion von Halbleitern beeinträchtigen (Röhren sind prinzipiell weniger betroffen, eine mögliche Erklarung für ihre klangliche Reputation).

Es läßt sich tatsächlich demonstrieren, daß die Einleitung sehr hochfrequenter Signale das Ausgangssignal eines Verstärkers verändert, auf meßbare und härbare Weise. Welche Rolle spielen nun die Kabel bei diesen Beeinträchtigungen? Nach Johannet sind es die Isolationsmaterialien, welche die Mikroentladungen auffangen und zu den aktiven Bauteilen weiterleiten. So ließe sich dann erklären, warum ein und dasselbe Kabel unterschiedlich klingt, je nachdem ob es auf dem Boden liegt oder einige Zentimeter darüber geführt wird.

Unter den Ursachen für Mikroentladungen steht der Netzstrom an erster Stelle, danach kommen die CD-Player mit ihren Motoren und schnell rotierenden Scheiben, aber auch Lautsprecher produzieren Mikroentladungen - direkt über die Schwingspule und indirekt über mechanische Vibrationen. Daher die Wirkung so vieler Hilfsmittel die auf diese Vibrationen Einfluß nehmen, von Spikes bis zu Sorbothane-Füßen.

Wie kann man Mikroentladungen am besten verhindern? Johannets erste Idee bestand in der Anwendung einer mikrowellenabsorbierenden Flüssigkeit. Bei Kabeln scheint dieser Weg noch gangbar, für elektronische Schaltungen sollte man sich etwas anderes einfallen lassen, schon aus Gründen der Sicherheit. Präzise dosierte Kohlenstoff-Zugabe bringt bei manchen Bauteile gute Resultate. Auch wenn viele Patente der EDF sich auf den Schutz vor Mikroentladungen beziehen, bleibt noch viel Arbeit zu leisten. Die Forschungen spielen sich im Gebiet extrem hoher Frequenzen ab, da wo die Isolationsmaterialien nicht mehr linear reagieren, was u.a. erklart, daß sie alle ihren eigenen "Klang" haben. Dieses Gebiet wird durch den Vormarsch der mobilen Kommunikation auch für die Industrie immer interessanter, von den Erkenntnissen über hochabsorbierende Materialien könnte die HiFi-Technik profitieren. Schon heute läßt sich zeigen, wie auf diesem Gebiet, aber auch im Video-Bereich, mit den von Johannet konzipierten Mitteln die schädlichen Mikroentladungen bekämpft werden kannen (Außer dem Entwickler selbst sind erst wenige Hersteller wie Eyphia auf dem Verstärkersektor und Axon bei Netzfiltern tätig geworden). Die abwartende Haltung der anderen Konstrukteure mag erstaunen - oder nicht: Fürchten sie, daß lang etablierte Hierarchien auf den Kopf gestellt werden?

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