Als Herzstück des neuen Tonarms wurde daher die vom Tonarm EMT 929 her bekannte, mit Präzisionskugellagern ausgestattete Lagerungseinheit vorgesehen. Diese enthielt auch die Einrichtung zur Erzeugung der Auflagekraft mittels einer Feder und zur Kompensation der Skatingkraft. An dieser Einheit mussten zur Adaption an die neue Bestimmung einige Änderungen durchgeführt werden. So musste die Steckverbindung für die Tonleitung entfallen, da bei den mit Rillenanzeige ausgestatteten Ausführungen des Studio-Plattenspielers EMT 927 das untere Ende der Tonarm-Vertikalachse mechanisch zugänglich sein muss. Eine weitere Änderung betraf die Einrichtung zur Erzeugung der Auflagekraft; infolge der größeren Länge des neuen Tonarms muss hier natürlich ein größeres Moment erzeugt werden, um die benötigte Auflagekraft einstellen zu können.

Die Kompensation der Skatingkraft geschieht in bekannter Weise mittels eines an einem Nylonfaden aufgehängten Gewichtes, das am Auslegerarm der Lagerungseinheit angreift. Dieses Gewichtchen taucht durch eine Bohrung im Plattenspielerchassis, die durch den Wegfall der früher benötigten hinteren Rastrolle frei wurde.

Das dem Betrachter am auffälligsten erscheinende Teil des neuen Tonarms ist das Tonarmrohr. Durch die beabsichtigte Verwendung der oben genannten Lagerungseinheit waren einige konstruktive Daten vorgegeben. Da die vorgesehene Tonarmgeometrie exakt eingehalten werden musste und man keine Kompromisse hinsichtlich der korrekten Stellung der Horizontallagerachse in bezug auf das Tonabnehmersystem eingehen wollte, war auch die geometrische Position des letzteren in bezug auf die Lagerungseinheit festgelegt. Es galt nun, eine hierzu passende Form des Tonarmrohres zu finden, die sowohl gute Stabilität als auch geringe Masse vereinigt. Außerdem sollte dieses Rohr in wirtschaftlicher Weise gefertigt werden können. Man entschied sich daher für die einfach abgebogene Form mit einem sehr großen Biegeradius.

Als nächster Schritt konnte nun die dynamische Ausbalancierung des Tonarms folgen. Das hierbei angewandte Verfahren wird nun im folgenden erläutert: Dynamisch balanciert nennt man einen Tonarm dann, wenn im Betriebszustand, also mit eingestellter Auflagekraft, der Schwerpunkt aller mit dem Tonarmrohr ohne Zwischenschaltung eines Lagers verkoppelten Teile im Schnittpunkt von Horizontal- und Vertikallagerachse liegt. Dies gilt unter der zusätzlichen Maßgabe, dass alle Teile, die ausschließlich die Drehbewegung um die Vertikalachse mitmachen, ihren gemeinsamen Schwerpunkt in der Vertikalachse haben. Letztere Bedingung muss von der oben genannten Lagerungseinheit eingehalten werden, ist aber relativ leicht zu erfüllen.
Die erstgenannte Bedingung für den eigentlichen Tonarm ist sogar für zwei verschiedene Betriebsfälle einzuhalten, nämlich beim Einsatz von OF- und T-Tondosen. Die beiden Tondosen-Reihen haben unterschiedliche Massen und bedingen damit auch unterschiedliche Massenverhältnisse im Tonarm.

In der Praxis sah das so aus, daß für alle Einzelteile des Tonarmvorderteiles Massen und Schwerpunktkoordinaten zu bestimmen und in Gleichung (V) und (VI) einzusetzen waren. Auch das Tonarmrohr wurde hierzu – allerdings nur in Gedanken – in einfach zu übersehende Einzelteile zerlegt.

Mit Hilfe der Gleichungen (I) bis (IV) ließen sich nun die noch unbekannten 5 Größen errechnen, da zwischen zwei dieser Größen, xGOF und yGOF infolge der bereits vorliegenden geometrischen Form des Tonarms eine Abhängigkeit bestand. Es ergab sich dabei, dass bei Verwendung von T- bzw. OF-Tondosen jeweils verschiedene Ausgleichsgewichte benötigt werden. Damit war der konstruktive Rahmen für den Tonarm vollständig, und es konnte ein erstes Muster für die praktische Überprüfung der Berechnungen und für schwingungstechnische Untersuchungen erstellt werden.



Die Untersuchungen ergaben, dass das Gegengewicht elastisch und gedämpft angekoppelt werden muss. Dies war auf Grund der Erfahrungen bei früheren Entwicklungen erwartet worden und ist durch die geringe Compliance der Mono-Studiotondosen und die damit verbundene starke mechanische Anregung des Tonarms mit ihrer störenden Auswirkung auf den Frequenzgang bedingt. Die Dimensionierung der Ankopplung musste sehr sorgfältig erfolgen, um optimale Frequenzgang- und Rumpeleigenschaften zu erhalten.

Bei der praktischen Anwendung des neuen Tonarms ist darauf zu achten, dass das für den jeweiligen Betriebsfall vorgesehene Ausgleichsgewicht eingeschraubt wird, und dass in Nullstellung der Auflagekraftskala durch Drehen des Gegengewichtes die statische Balance wieder eingestellt wird. Der Tonarm ist dann statisch und dynamisch ausbalanciert.

Bei Stereo-Betrieb rechtfertigt die geringe Lagerreibung von ca. 50 mp die Verwendung der Antiskatingeinrichtung. Diese ist auf die Stereo-Tondose TSD 15 und einen Auflagekraftbereich von 2 bis 3 p ausgelegt.

Auch die Umrüstung früher gelieferter Plattenspieler EMT 927 auf den neuen Tonarm ist ohne Schwierigkeiten möglich. Ein Umrüstsatz wird mit dem einzeln bezogenen Tonarm mitgeliefert.


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